Mittwoch, 27. April 2005

An der Mosel

… wenn man mal ein schönes Wochenende zusammen verbringen will und sich in einem unwahrscheinlich romantischen Hotel einbucht, in einer fast kitschig-touristischen Stadt bummeln geht, ein Stück mit einem Ausflugsschiff einen wunderbar malerischen Fluss entlang fährt und sich schon auf ein von warmem Kerzenlicht beschienenes Abendessen freut, aber dann Z. nach dem von Bord gehen ausrutscht, hinfällt und sich dabei eine Schien- und Wadenbeinfraktur zuzieht – schon mal passiert?

Zum Glück lag sie Sie lag praktisch direkt auf dem Parkplatz, so dass wir keinen Krankenwagen bestellen mussten, sondern sie sich noch ganz vorsichtig, halb hüpfend, halb getragen die zwei Meter bis ins Auto schleppte. Obwohl der Fuß ganz schön schief seitlich abstand hoffte ich bis zuletzt auf eine Bänderdehnung oder sonst eine etwas weniger spektakuläre Verdrehung, die sich mit Salbe und Verband und Massagen in den Griff kriegen ließe. Erst als im Krankenhaus das Hosenbein nach oben und die Socke nach unten geschoben war, setzten die kurzzeitig weit aufgerissenen Augen und das „OHA!“ des Arztes dieser Hoffnung ein plötzliches Ende. Das schnell erstellte Röntgenbild sagte mehr als tausend Worte. Das Schienbein war etwas über dem Fußgelenk über eine Länge von etwa 7-8 cm spiralförmig abgebrochen, das Wadenbein knapp unter dem Knie ebenfalls. Wie wenn man einen trockenen, morschen Ast mit zwei Händen einem Waschlappen gleich in sich verdreht, bis er bricht.

Es ist schön, in einer Gegend der Welt zu leben, in dem die Behandlung solcher Verletzungen, auch wenn sie woanders zu lebenslanger Verkrüppelung führen würden, zur täglichen Routine gehört. Vom Eintreten in die Unfallambulanz bis zu den täglichen Visiten hat man das Gefühl in guten Händen zu sein. Jeder Handgriff sitzt, man bleibt freundlich, es entsteht kein Eindruck von Unruhe oder gar Hektik. (Vielleicht ist das ja auch in Deutschland nicht überall so, deshalb schon mal ein Kompliment und herzlichen Dank an das Krankenhaus Cochem.)

So ein Bruch wirft das tägliche Programm schon ganz schön durcheinander. Anstatt mich auf der kurz gemähten Fläche im Gelände auf die gerade beginnende Saison einzuschießen, verbring ich meine Abende mit Fahrten nach Cochem und zurück, den immer zu kurzen Besuchen dazwischen und schmeiß den Haushalt alleine. Verschiedene Sachen hatte ich mir fast schon abgewöhnt. Und solches steht mir auch für die nächsten Wochen bis Monate bevor. Aber das ist natürlich nicht das Schlimmste. Als ich seinerzeit eine ähnliche Verletzung hatte, war ich 13, da war noch alles egal. Am Anfang tat es weh, schon kurze Zeit später durften die Mitschüler auf dem Gips unterschreiben. Ich musste mir um nichts Sorgen machen, außer, ob ich beim Sportunterricht daneben sitzen musste oder mit diesen Stunden in der Mensa die Mittagspause verlängern konnte. Jetzt hängt etwas mehr dran. Arbeit, Verpflichtungen, Rechungen, Überweisungen, Treffen, Termine. Krank sein kostet Geld.

Und der Garten wird wohl auch etwas leiden. Gerade jetzt, wo alles gepflanzt werden muss, die Erde aufgelockert, Setzlinge pikiert, Zwiebeln gesteckt, Hecken und Gras geschnitten. Da hab ich ein ganz schönes Programm vor mir.

Aber am wichtigsten ist doch, dass Z. auf dem besten Weg der Genesung ist, und das Heilpensum bestimmt in der Hälfte der Zeit schafft, wenn sie so weitermacht, wie sie in den ersten drei, vier Tagen angefangen hat.

Bockbierbowle

- eine frage der richtigen mischung -

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