Gans ehrlich: Ich habe geweint!

6. Dezember. Die Familie ist jetzt schon 3 1/2 Wochen weg und ich hatte dieses Wochenende Lust, mal wieder was richtiges zu essen, nicht nur immer Salat oder schnell was aus der Dose. Ein Mann kann sich auch allein versorgen!

Freitagabend: Pizza for one. Vor dem Tischtennistraining schnell eine Handvoll Hefeteig zusammengeschmissen und zum Gehen vor den Ofen gestellt, nach dem Sport Ausrollung, Belagschneidung, Belegung, Backung - Fertig.

Samstagabend: Mein Klassiker seit mehr als 20 Jahren: Nudeln mit Tomatensoße und irgendwas drin. So scharf, dass ich den Boxkampf zwischen Herrn Povetkin und Herrn Nolan gestern Abend ebenso unscharf sah wie wahrscheinlich Herr Nolan selbst.

Sonntag. 6.12. Nikolaustag.

Nach Einbruch der Dunkelheit hatte ich mich Freunden aus dem Ort verabredet, unser letztes Jahr gekauftes Nikolauskostüm wieder zum Einsatz zu bringen und der dreijährigen Tochter den Santa zu machen. Letztes Jahr stand die kleine noch hinter der Mama, diesmal zeigte sie mir sogar ihr Zimmer.

Auf dem Parkplatz begegnete ich einer weiteren Mutter mit ihrer etwa sechsjährigen Tochter. "Schau mal, da is der Nikolaus". Ich grüßte ebenso höf- wie freundlich und stieg ins Auto. Erst ein paar Sekunden später fiel mir ein, was das für das Mädchen für einen Schock bedeutet haben mochte: Der heilige Nikolaus steigt in ein Auto und fährt weg. Na, wenigstens ist es ein Van, da passen ausreichend Geschenke rein. Und bei plus 10°C hätten die Rentiere ihre Mühe, den Schlitten über den Asphalt zu schleifen...

Aber ich schweife vom Thema ab. Als Abendessen für heute stand zur Auswahl, was noch so im Gefrierschrank und im Haus war. Ein Päckchen mit zwei Gänsekeulen von Sankt Martin 2008 fiel mir ins Auge. Das musste weg.

Heute morgen rausgeholt zum Auftauen und mal schnell im Netz gespinxt, was man damit so macht. Backrohr. So, so. Rotkohl. So, so. Knödel. So, so.

Zufällig fand sich am Boden des Kühlschranks noch ein Rest der Gartenernte 2009. Ein Rotkohl, dessen äußere Blätter schon so trocken waren, dass er nach dem Schälen, einer Zwiebel ähnlich, noch die Größe einer Grapefruit hatte. Für eine Person mehr als genug. Mit in den Topf kam das Verwertbare eines runzeligen Apfels, eine kleine Zwiebel und so ungefähr ein Viertelliter Rotwein aus Flaschen, die so rumstanden, die aber nie mehr jemand trinken würde.



Statt Knödel plante ich Reis ein. Ich bin nicht so der Kartoffel-Typ. Weiß auch nicht. Entgegen der Kochbeutelkultur, die in Deutschland für Reis so vorzuherrschen scheint, mach ich es so: Eine Pfütze Olivenöl in einen Topf. Die Hälften einer oder mehrerer kleiner Zwiebeln mit der Schnittfläche nach unten ins heiße Öl und ein paar Minuten anbräunen. Dann eine Tasse voll trockenen Reis mit dazuschütten, nicht viel später die gleiche Menge Wasser. Salzen, vielleicht einen Hauch Pfeffer drüber. Wenn das erste Wasser kocht, nochmal die gleiche Menge drauf. Wenn das auch kocht, nochmal die halbe Menge. Wenn das alles zusammen kocht, auf die Häfte runterdrehen und in Ruhe lassen, bis der Reis weich ist. Schmeckt viel besser als die Kochbeutelvariante.



Nun zur Gans. Die Keulen waren noch nicht ganz aufgetaut, aber so gut wie. Also im Bräter erstmal anbraten, mit ein paar kleingeschnittenen Zwiebeln in Olivenöl. Dann einen Schuss Wasser, Salz, Pfeffer und ein ganz kleines Bisschen kleingehackte Chilischote dazu und bei 200°C ins Backrohr, wobei die Schnittseite der Keulen nach oben schaut.



So bleibt es eine halbe Stunde drin, zwischendurch gießt man immer wieder ein kleine Menge OSaft dazu, aber nicht zuviel. Dazwischen natürlich den Ofen nicht aus dem Auge lassen.



Nach einer halben Stunde dreht man die Krustenseite der Keulen nach oben. Wieder eine halbe Stunde später kann man die Hitze noch etwas hochdrehen und die Oberseite der Keulen etwas mit der Bratenflüsigkeit benetzen, damit die Haut knuschprig wird. Immer wieder einen Schuss OSaft dazu, insgesamt werden es für die zwei Keulen so 300 ml gewesen sein.



Die dritte halbe Stunde kann auch etwas kürzer werden, wenn die Keulen schon durch sind, jedenfalls hab ich sie kurz vor Schluss aus dem Bratensaft genommen, auf einem warmen Teller, dann wieder im Bräter abgelegt, und so die Soße aus OSaft, Zwiebeln und Gewürz wegnehmen und mit dem Stabmixer und einem Löffel Mehl andicken und homogenisieren können. Dann kam alles nochmal so lange in den Ofen, wie es dauert, bis die Soße einmal aufkocht.



So, und dann kam schon die Zeit, anzurichten.

Das Ergebnis dieses Versuchs eines Klassikers war so gut, dass es mir ernsthaft schade war, es heute abend mit niemandem zu teilen. Also sehr gut. Ich habe geweint. Also fast zumindest ;-)



Was für ein fantastisches Essen, ohne jede Art unerschwinglicher Gewürzspezialitäten oder schwer zu erlernender Kunstgriffe. Kann echt jeder, man muss es nur probieren!
Loli (Gast) - 2009-12-08 19:34

Increíble cocinero

Fantástico.
De auténtico profesional.
Aunque solo, seguro que lo has disfrutado. En cualquier caso, lo has estado compartiendo a través de tu blog.
Si consigues que alguien sonría y se le haga la boca agua, entonces no estás solo.
Yo, por no tener la boca cerrada (porque sonreía), he tenido que secarme la baba que se me caía por la barbilla! :-)))

Yooee - 2009-12-08 21:11

Gracias Loli! Te has ganado una invitación para este plato para tí y la familia - el día que paséis por aquí os lo vuelvo a preparar!
Yooee - 2009-12-08 21:13

Por cierto, cuándo me enviarás la dirección de tu blog???
Loli (Gast) - 2009-12-08 22:03

Blog?

Uweeee... hasta ahora sólo me dedico a hacer fotos y subirlas a Flickr. Me encantaría tener la suficiente tranquilidad como para ocuparme de un blog. Me muero por poder dejar de trabajar algún día. Cómo hacen los demás para conseguir tiempo para todo?
De momento tendrás que conformarte con las fotos. Puedes acceder a ellas a través de mi perfil en Facebook.

Budenzauberin - 2009-12-09 10:18

Ich beneide Deine Frau! Wochenlang ohne Mann Einen Mann zu haben, der nicht nur gut, sondern überhaupt kochen kann, muß toll sein. Herr B. wüsste nicht mal, wo der Herd steht.

(Du weißt, ich lese immer mit, komme aber derzeit mal wieder zu nix hier, denn es tat sich Großes, dazu aber mehr per Mail, die Tage!)

Yooee - 2009-12-09 10:58

Was soll ich sagen, eigentlich kann es jeder. Wenn man den Herd mal gefunden hat...

Trackback URL:
https://yooee.twoday.net/stories/6079223/modTrackback

Bockbierbowle

- eine frage der richtigen mischung -

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Ach...
...schau an! :-) Ja, mach mal! ich hab' auch eben...
Budenzauberin - 2019-11-09 09:22
7
Seit fast 7 Jahren gibt es von mir nix Neues. Kann...
Yooee - 2019-08-20 15:43
Die Ursache sind unsere...
Die Ursache sind unsere Hühner. Wo es Hühner gibt,...
Yooee - 2017-11-21 08:41
Puh, gut daß ichhier...
Puh, gut daß ichhier eben eine frische Schneise in...
Budenzauberin - 2017-11-21 08:34
Zehn Tage später kann...
Zehn Tage später kann ich schon sagen, dass unser Nutella...
Yooee - 2017-11-21 08:24

Party, but Perform!

Wo es sich sonst noch lohnt zu klicken:

kostenloser Counter

politicallyincorrect BILDblog kritisch Visitor locations

Archiv

Dezember 2009
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 3 
 4 
 5 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 

Credits

Impressum-artiges

Informationen zur Identität, Postadresse, Blutgruppe auf Anfrage unter derwein - at - yahoo punkt com

Status

Online seit 7225 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2021-07-15 02:09

2 Bueblein
Aufgewaermt
Aus aktuellem Anlass
Ausländer
Birth of Bockbierbowle
Bloede Momente im Alltag
Blog_for_money
Chiliplantage
Der 2005er Rotwein
Draussen
Einkaufen
Gaestebuch, grafisches
Glueck
Golf
Header
Hochwasser
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren