Dienstag, 2. Oktober 2007

Ferretería

Wo wir schon beim Männer-Einkauf sind:

Baumärkte werden ja heutzutage schon mehr von Frauen als von Männern besucht. Das ist so, seit es nicht mehr Supermärkte für Bau- und Renovierungsmaterialien sind, sondern riesige Mal- und Bastelläden mit Sonderabteilungen für Deko-Tand, Topfblümchen und Küchenglitzerzubehör. Mal abgesehen von der sog. „Aktionsware“, die dann mit dem ursprünglichen Geschäftszweck überhaupt gar nichts mehr zu tun hat.

Schon als wir vor ein paar Jahren die Bäder in unserer Wohnung renovierten, ärgerte ich mich regelmäßig über die unverschämten Preise, die in unserem örtlichen lokalmonopolistischen Toom Baumarkt für einfachste Werkzeuglein oder Verbrauchsmaterialien aufgerufen wurden.

Aus meiner Zeit in Spanien, um die Mitte der neunziger des vergangenen Jahrhunderts, kenne ich noch die Ferreterías, die es in Madrid in fast jedem Stadtviertel, auf dem Land in jedem etwas größeren Dorf gibt. Das sind Eisenwarenläden, wie man sie hier in Deutschland nur noch aus der guten alten Zeit kennt.

So etwas gibt es aber auch hier noch, wie ich zu meiner Überraschung feststellen durfte: in direkter Nachbarschaft des Baumarktes, mit viel kleinerem Parkplatz und kürzeren Öffnungszeiten, die dem Rhythmus professioneller Handwerker angepasst sind, hat sich eine Metallbaufirma einen kleinen Laden zusätzlich zum Hauptgeschäft der Auftragsarbeiten erhalten, in dem Kundschaft aus der Maltherapiegruppe immer noch sehr selten gesehen wird.

Eine echte Ferretería, ein Eisenwarenladen! Diese Geschäfte sind von der Verkaufsfläche her immer viel zu klein. Deckenhohe Regale, fein säuberlich bestückt mit den Brillianten und Juwelen der Holz- und Metallbearbeitung Diamantschleifscheiben und Titan-Bits, durchzogen von engen Gängen, die keinen Platz für Pritscheneinkaufswagen voller Blumenerde und 100-Meter-Rollen Bastelkrepp bieten müssen. Nach fünf oder sechs Besuchen wusste ich so ungefähr, wo die verschiedenen Artikel untergebracht sind, wenn man etwas nicht findet, geht man einfach an die Ladentheke und lässt sich schnell zeigen, wo es ist, wie es am besten angewendet wird und welche preislichen oder qualitativen Ausweichprodukte es gibt. Oder der Mitarbeiter, der sicher nicht unfreundlicher ganz sicher aber fachlich geschult ist, holt es schnell aus dem Lager. Elektrische Baumaschinen können in fast jeder Größe direkt mitgenommen oder spätestens bestellt werden, eine fachmännische Beratung vor und Einweisung nach dem Kauf gibt es gratis dazu. Eine Pfeffermühle oder Moosschwamm für Blumengestecke wird man dort nicht bekommen, wohl aber sichere Befestigungslösungen für jeden erdenklichen Untergrund, Gummistiefel mit Stahlkappe oder auch mal ein Husquarna-Poloshirt.

Doch es zählt nicht nur die von Kriechöl und Talkum aromatisierte Bob-der-Baumeister-Atmosphäre, die mich immer wieder mit dem Auto durch das Rolltor auf den kiesbelegten Parkplatz neben Installateurs- oder Schornsteinfegerfahrzeuge fahren lässt, auch der Preis ist heiß. Hier ein paar Beispiele, die ich in den letzten paar Wochen im direkten Vergleich mit „Gegenüber“ ermittelt hab:

Sockelleistenstifte, 250 Stück, 1,4x30mm; Baumarkt: 4,49 EUR – Eisenwarenladen 3,75 EUR
Holzbohrer, 160x14mm; Baumarkt (Edit - war: 7,98) 4,49 EUR – Eisenwarenladen 3,49 EUR
Adapter SDS – Zahnkranzbohrfutter; Baumarkt 14,99 EUR – Eisenwarenladen 11,98 EUR
Zahnkranzbohrfutter 10mm Aufnahme; Baumarkt 34,99 EUR – Eisenwarenladen 24,90 EUR
Torx 25-Bit; Baumarkt (nur zweier-Packung!) 4,99 EUR – Eisenwarenladen 1,29 EUR
- Preise ohne Gewähr, aber die Größenordnung stimmt -

Da kann man eigentlich nur zwei Gedanken haben. Entweder: Sofort einen Baumarkt aufmachen! Oder: Nie mehr in den Baumarkt! Da ich für ersteres gerade keine Zeit hab, hab ich mir für letzteres entschieden, sofern ich es irgendwie einrichten kann.

Exkurs:
Bei Holzwaren ist das Verhältnis nicht viel anders. Erst letzte Woche kaufte ich im Holzfachhandel Hohlkehlen-Eckleisten. Preis im Baumarkt: 4,60 EUR/lfm – Holzfachmarkt: 1,65 EUR/lfm. + MWSt.

Leider gibt es inzwischen mehr Baumärkte als einschlägige Fachgeschäfte, es muss ja auch die Fahrerei irgendwie berücksichtigt werden, und nicht jeder hat die Möglichkeit, seine Sachen zwischen 7 und 17 Uhr einzukaufen. Manchmal muss man, um einen Umweg von mehreren Kilometern zu vermeiden, eben für eine Schachtel Schrauben oder eine Handvoll Dübel die Obi-, Toom- oder Extra-Kröte schlucken. Wenn man sich bewusst macht, wie viel man im betreffenden Bastelmarkt allen für den gesparten Weg bezahlt, verursacht das im Hals (zumindest bei mir) trotzdem ein schmerzhaftes Brennen!

Bockbierbowle

- eine frage der richtigen mischung -

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